Momentan liest und hört man wieder überall, von der Verbreitung der Auwaldzecke und deren Gefährlichkeit. Die Angst der Hundebesitzer vor möglichen, gefährlichen Krankheiten wächst. Praktischer Weise werden mit der Berichterstattung mögliche chemische Spot-Ons oder Tabletten empfohlen – zum vollständigen Schutz.

Es stimmt, dass unterschiedliche Krankheiten von Zecken übertragen werden können. Die Auwaldzecke kann neben der Babesiose zudem die – für uns Menschen – gefährliche Infektion durch Rickettsien-Bakterien auslösen.

Hier eine kleine Übersicht der möglichen Erkrankungen:

Borreliose

Die Übertragung erfolgt durch den „Gemeinen Holzbock“ und kann Gelenkentzündungen, Fieber, Müdigkeit, Lahmheiten, Abmagerung und neurologische Ausfallerscheinungen verursachen.

Anaplasmose

Anaplasmen sind einzellige Parasiten im Blut, die ebenfalls über den Gemeinen Holzbock übertragen werden. Akute Symptome sind häufig hohes Fieber, Fressunlust bis hin zur Fressverweigerung und Gelenkentzündungen.

Babesiose
Sie wird durch die Auwaldzecke übertragen. Sie führt zu hohem Fieber, Fressunlust, Teilnahmslosigkeit – später folgen Durchfälle, Erbrechen bis hin zum Nierenversagen

FSME – Frühsommer-Meningoenzephalitis

Wird ebenfalls vom Gemeinen Holzbock übertragen – unsere Hunde erkranken im Gegensatz zu Menschen nur sehr selten an FSME. FSME verursacht Schäden im zentralen Nervensystem einhergehend mit einer Hirnhaut-/oder Gehirnentzündung.

Ehrlichiose

Die Übertragung erfolgt von der Braunen Hundezecke, die sich mittlerweile in ganz Südeuropa verbreitet hat. Der Errreger, das Bakterium Ehrlichia canis, befällt die Monozyten und gelangt so in die Lymphknoten, Milz und weitere Organe. Symptome sind u.a. wiederkehrendes Fieber, Atemnot, Blutungen, Appetitlosigkeit und geschwollenen Lymphknoten. Ehrlichiose kann zu einer dauerhaften Blutarmut führen.

All dies sind ernstzunehmende Erkrankungen mit teils dramatischen Krankheitsverläufen. Das steht außer Frage.

Doch:

  • Nicht jede Zecke ist selbst infiziert und kann so die entsprechenden Erreger übertragen. Das Schreckgespenst ist kleiner, als es aufgebaut wird.
  • Die meisten Erreger werden nicht beim Biss, sondern erst während des Saugens nach einigen Stunden übertragen – Borrelien erst nach 12 bis 24 Stunden

Es ist mehr als verständlich, dass Besitzer ihre Tiere vor dieser Gefahr schützen wollen, was durchaus sinnvoll ist. Dabei bietet der chemische Weg eine einfache Lösung. 1 x verabreicht hält der Schutz über einen langen Zeitraum.

Immer wieder stellen wir in unsere Beratung jedoch fest, dass vielen Besitzern nicht klar ist, wie diese Mittel wirken und welche fatalen Folgen sie haben können.

Spot-Ons werden auf das Fell geträufelt und die Flüssigkeit verbreitet sich nach und nach über das Fell und wird in den Talgdrüsen gespeichert. Der Wirkstoff dringt durch die Haut und verteilt sich anschließend im Blut. Wirkstoffe sind beispielsweise Fipronil – bekannt durch den einige Jahre zurückliegenden Skandal, als Rückstände in Eiern gefunden wurden. Die Warnhinweise auf dem Beipackzettel verraten, dass es sich um einen durchaus gefährlichen Wirkstoff handelt – Hunde sollen bis zu 48 Stunden nicht gestreichelt und Kinder in dieser Zeit vom Hund ferngehalten werden.

Kautabletten

Eine weitere praktische und einfache Lösung ist die orale Verabreichung solcher Wirkstoffe – so gelangt das Gift direkt ins Blut ohne den Umweg über die Haut. Noch schneller und ein bis zu dreimonatiger Schutz wird versprochen.

Beide Methoden haben eins gemeinsam: Die Zecken beißen dennoch – sterben jedoch ab, wenn sie das Blut saugen. Das bedeutet, dass das Blut unserer Vierbeiner so viel Gift enthält, dass Parasiten dadurch sterben. Praktisch ja – aber mit einem gravierenden Nachteil. Das Blut versorgt die Zellen mit allem, was benötigt wird – Gift gehört sicherlich nicht dazu.

Letztendlich „vergiften“ wir – wenn auch in den meisten Fällen schleichend – unsere Tiere. Und genau dies wird leider den Tierbesitzern nicht mitgeteilt. Immer noch werden diese Mittel als „harmlos“ mit gelegentlichen Nebenwirkungen verkauft. Nicht jeder Hund leidet unter den Nebenwirkungen – aber auch nicht jede Zecke macht unseren Hund krank.

Mittlerweile suchen immer mehr Besitzer pflanzliche Alternativen. Es gibt auch hier die beiden Ansätze innerlich und äußerlich.

Für die äußerliche Anwendung gibt es eine Reihe von natürlichen Mitteln – basierend auf ätherischen Ölen bzw. auf Duftstoffen der einzelnen Pflanzen. Hier kommen Schwarzkümmel-, Kokos- oder auch Neemöl gerne zum Einsatz. Auch ätherische Öle (nicht bei Katzen) mit einem starken, zitronenähnlichen Geruch haben sich bewährt. Das Bestäuben des Fells mit Kieselgur, Schwefelblüte oder Kieselerde bietet einen weiteren wirksamen Schutz.

Innerlich empfiehlt sich der Einsatz von Schwarzkümmelöl, Zistrose, Knoblauch in geringen Mengen (nicht bei Katzen) oder auch der Coriolus Vitalpilz.

Sicherlich kann es durchaus vorkommen, dass dennoch Zecken beißen. Daher ist eine der besten vorbeugenden Maßnahmen ein gesundes Immunsystem. Auch sollten ihr eure Tiere nach Spaziergängen oder Weidegang nach Zecken absuchen und diese fachgerecht entfernen.

Jeder Tierbesitzer muss selbst entscheiden, welche Form der Zeckenbekämpfung er wählt. Doch bitte lasst euch nicht von der allgemeinen „Panik“ anstecken! Jede der möglichen Krankheiten kann – muss aber nicht – übertragen werden. Nicht jeder Zeckenbiss bzw. jede Zecke bedeutet Gefahr.

Eure

Kräutergilde

P.S. In der Facebook-Gruppe „Ist Bravecto sicher“ könnt ihr euch über die Folgen chemischer Anti-Parasitika informieren und Erfahrungsberichte anderer Hundebesitzer lesen.